Frohes Neues und alles Gute für das kommende Jahr 2023 wünscht euch das Netzwerk der Gehörlosen Stadtverbände (zukünftig Netzwerk Gebärdensprache, Erwachsenenbildung und soziale Teilhabe, kurz:
NETGEST e.V.)
Mit welchen Zielen blicken wir in das neue Jahr und die Zukunft? Ganz klar: wir möchten eine aktive und nachhaltige Bildungs- und Gesellschaftspolitik unter Berücksichtigung des aktuellen
zeitlichen Wandels. Wenn wir von zeitlichem Wandel gebärden, meinen wir Veränderungen durch bspw. die Corona-Pandemie und ihre Folgen, den Klimawandel und die fortschreitende Erderwärmung, die
Energiekrise, der Kampf um Gehörlosengeld oder den verstärkten Aktivismus der jungen Generation in verschiedenen Bereichen, darunter das Engagement für Bürger- und Menschenrechte.
Ich möchte mich in diesem Video jedoch besonders auf den Aspekt der sozialen Teilhabe konzentrieren. Sie wird von den zwei wichtigen Leitsätzen Bildung und Teilhabe getragen. Zweitens liest und sieht man*frau unter dem Begriff Inklusion spätestens nach der Ratifizierung der UN-BRK überall und die inflationäre Verwendung in allen Bereichen erfreut sich mittlerweile gerade bei Trägern und Vereinen des öffentlichen Lebens einer großen Beliebtheit. Aus meiner Sicht muss man mit diesem Wort vorsichtig umgehen. Bedeutung und Definition des Begriffes sind schwammig. Aus diesem Grund verwende ich bevorzugt den Ausdruck Teilhabe. Der Ursprung der Bezeichnung liegt in der UN-BRK von 2006 aber dazu später mehr.
Eine vollständige und umfassende Teilhabe, wie wir sie uns wünschen, ist bis heute noch nicht geben. Auch wenn Gebärdensprache in der Gesellschaft mehr Anerkennung findet und der Einsatz von Gebärdensprachdolmetscher*innen selbstverständlicher wird, fehlt es dennoch an Möglichkeiten zur vollständigen Teilhabe Tauber Menschen in allen Bereichen des Lebens. Daher ist es die Aufgabe von örtlichen und regionalen Verbänden von und für Taube(n) Personen, für Aufklärung innerhalb der Gesellschaft zu sorgen. Dieses Ziel erreichen wir durch eine rege und fundierte Öffentlichkeitsarbeit auf allen dafür möglichen Kanälen. Es gilt durch eine starke, fortwährende und nachhaltige
Öffentlichkeitsarbeit die Hörende Mehrheit zum Nachdenken, Diskutieren und Hinterfragen anzuregen. Wir müssen durch unseren Aktivismus in Sachen Aufklärung und Bildung gegenseitige Toleranz und Verständnis schaffen, um gemeinsam an dem Ziel der vollständigen und
selbstbestimmten Teilhabe aller Bürger*innen zu arbeiten und eine erfolgreiche umsetzen erreichen zu können.
So viel zum sozialer Teilhabe. In meinem zweiten Video werde ich näher auf das Thema Erwachsenenbildung eingehen.
Bei dem Kampf und Aktivismus für die eigenen Ziele zu sozialer Teilhabe und Bildung ist es nicht so wichtig wie wir vorgehen und welche Schritte wir dafür gehen. Sondern die Früchte, die unsere Bemühungen tragen, sollten hohe Relevanz beigemessen werden sollte.
Ich möchte mich im zweiten Teil meines Videos besonders auf Erwachsenenbildung konzentrieren.
Was bedeutet der Begriff? Ich habe schon immer gesagt, Erwachsenenbildung lässt sich am besten mit den Worten „Lebenslanges Lernen“ erklären. Jeder Mensch braucht fortlaufend Wissen, Informationen und Bildung. Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, gibt es Organisationen wie Aktion Mensch, oder auf europäischer Ebene ERASMUS+. Durch ihre Förderung von Projekten in verschiedenen gesellschaftlich relevanten Lebensbereichen, wie Kunst, Kultur und vielem mehr, stärken sie den lebenslangen Wissenserwerb der Menschen.
Leider sind die gewonnen Ergebnisse für unsere Belange dürftig. Deshalb müssen wir gerade im Bereich der Erwachsenenbildung verstärkt selbst Angebote schaffen. Auch im Bereich der Digitalisierung muss mehr geschehen. Ein besonders großes Augenmerk sollte auch auf die Ausbildung und Stärkung tauber Führungskräfte gelegt werden. Mit Blick auf die Zukunft ist deren Förderung ein zentraler Punkt, um sie zu ermächtigen später selbstständig und eigenverantwortlich zu agieren. Genau aus diesen Gründen ist es relevant, in regelmäßigen Abständen Fachtagungen, Seminare, Austauschmöglichkeiten, Diskussionen oder Städtetage zu veranstalten und zu besuchen. Auf all diesen Veranstaltungen bietet sich die Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch und damit zur gemeinsamen Gestaltung unserer Zukunft.
Gehörlosenvereine existieren in ihrer bekannten Form schon seit langer Zeit. Heutzutage vernehmen wir allerdings die Tendenz, dass immer weniger Personen bereit sind, sich in solch einer Organisation einzubringen und aktiv zu sein. Aber die Arbeit der Vereine ist von immenser Relevanz für uns alle und daher sollte jeder von uns die Stärke aufbringen daran mitzuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen, indem wir in Vereinen tätig werden und uns für Bildung einsetzen. Es gibt so viele Themen, über die aufgeklärt werden muss. In unserer Schulzeit gab es die Vermittlung dieses breiten Wissens leider nicht immer. Eine unterstützende Vermittlung von Wissen und Bildung in diesen Bereichen auf Gebärdensprache ist deshalb von großer Bedeutung, gerade weil das Lesen von Zeitungsartikeln oder langen Texten oft schwierig ist. Nur so können wir uns gegenseitig fördern und für wache Geister sorgen.
Das Netzwerk stellt sich dieser Aufgabe und möchte zukünftig noch mehr Bildungsangebote schaffen. Aus diesem Grund wird auf der kommenden Fachtagung ein Kooperationsvertrag mit dem Landesverband Bayern der Gehörlosen geschlossen, um diese Ziele zusetzen zu können. Wir erhoffen uns davon, ein breiteres Verständnis für alle Bereiche in den Köpfen zu schaffen, um unsere Gemeinschaft durch das vermehrte Wissen in allen Bereichen beflügeln zu können. Denn nur durch Verständnis, Bildung und Handlungsstrategien, bleiben wir motiviert für unsere weiteren Kämpfe. Bei der Fachtagung werden außerdem Vertreter*innen von Verbänden aus ganz Deutschland anwesend sein, die das gewonnene Wissen und die Denkanstöße mit nach Hause nehmen und dort weitertragen.
Im Juli organisiert das Netzwerk außerdem einen Wissenskongress. Dessen Ziel ist es, eine nationale Plattform für gegenseitigen Austausch und Wissensgewinn zu schaffen. Durch Kooperationen mit internationalen europäischen Vereinen in einem Projekt zur Erwachsenenbildung, soll zusätzlich eine mitteleuropäische Perspektive geschaffen und der Austausch mit den Vereinen auf dem Wissenskongress angeregt werden. In Zukunft sind neben diesem internationalen Projekt, gefördert durch Erasmus+, noch viele weitere große und kleine Projekte geplant. Darunter auch Vorhaben mit der finanziellen Unterstützung von Aktion Mensch. Genauere Infos zu unseren Vorhaben und bereits laufenden Projekten, findet ihr auf der Homepage: www.netgest.de.
Zum Abschlusswünsche ich euch allen noch einmal ein frohes neues Jahr, viel Kraft und natürlich viel Wissen für das kommende Jahr.
Alles Gute!